Ansprache des Priesters Sorin Petcu
anlässlich des Besuches des Metropoliten Augoustinos
von Deutschland in der rumänisch-orthodoxen Gemeinde
Geburt der Mutter Gottes in Freiburg – 02. März 2009
Eure eminenz, Vater Metropolit
Ehrwürdige Väter,
Liebe Schwester und Brüder in Christus,
Es ist für uns eine grosse Ehre und Freude zugleich, Sie, Hochwürdigster Herr Metropolit, als Gast unserer rumänisch- orthodoxen Gemeinde in Freiburg begrüssen zu dürfen.
Wir sind beschenkt und dankbar!
Dankbar, weil wir wissen, dass Sie Eminenz, in besonderer Weise unserer Gemeinde zugetan sind.
Wir erinnern uns noch gut, als Sie anlässlich der Übergabe der Kirche Maria Schutz in Freiburg, der Göttlichen Liturgie vorstanden.
Sie haben damals unsere Gemeinde ermutigt, die Verantwortung für diese Kirche zu übernehmen.
Sie sind es gewesen, der in den vergangenen Jahren immer wieder mit Seinem Segen und Seinem Wohlwollen unsere pastorale Arbeit unterstützte.
Man sagt, der Blick in Vergangenheit bringt Hoffnung für die Zukunft. In Anbetracht dieser Auffassung glaube ich auch, dass auch das Ereignis von heute im Leben der rumänischen Gemeinde in Freiburg den richtigen Anlass für einen besinnlichen Rückblick in das 50jährige Bestehen der Rumänisch-Ortodoxen Kirche in Deutschland, insbesondere der Rumänischen Kirchengemeinde in Freiburg bietet.
Alles begann Ende der 40er Jahre, nachdem Europa in zwei Welten geteilt wurde.
Unsere Heimat Rumänien stöhnte unter kommunistischer Diktatur ohne Aussicht auf einen baldigen politischen Ausweg.
Viele Rumänen – unter ihnen Priester, Diplomaten, Armeeangehörige, Studenten, Kriegsflüchtlinge fanden in den freien Ländern West-Europas eine neue Heimat – „ein Provisorium“ dachten sie damals – das allmählich ein dauerhafter Zustand wurde.
Als Reaktion auf die gegebenen politischen Umständen, von denen sie enttäuscht waren aber auch mit dem Gefühl einer gewissen Ernüchterung, gründeten sie ihre eigenen kirchlichen Gemeinden, in denen sie ihren Glauben leben und ihre religiösen und kulturellen Traditionen pflegen konnten.
Dem damaligen Geistlichen der Rumänischen Kirche aus Berlin (1941-1945 – Vater Erzpriester Emilian Vasiloschi – LINK ist es zu verdanken, dass die nach dem 2. Weltkrieg in Exil lebenden Rumänen auch eine geistig-religiöse Heimat bekamen.
Mit seiner Mitwirkung ist aus der ehemaligen Rumänischen Kolonie aus Berlin die Rumänisch-Orthodoxe Kirche in Deutschland e.V. hervorgegangen.
Die Unterstellung der Rumänisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland unter kanonischer Jurisdiktion des Rumänischen Patriarchates war aus politischen Gründen nicht möglich.
Die Orthodoxe Kirche Rumäniens konnte und durfte ihnen keine Hilfe leisten, denn Beziehungen zu den im Ausland lebenden Rumänen, die ihre Stimme gegen das totalitäre System erhoben, sich für Einhaltung der Menschenrechte und für die religiöse Freiheit in ihrem Heimatland einsetzten, waren lebensgefärlich.
Aus diesem Grunde wurde die Rumänische Kirche in Deutschland unter der kanonischen Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchates von Konstantinopel unterstellt.
Es ist den ehrwürdigen Patriarchen Athenagoras I., Dimitrios I. und Bartholomäus I. sowie den Exarchen des Ökumenischen Patriarchates dem Metropoliten Athenagoras Kavadas, den Erzbischöfen Georg Tarasov, Georg Wagner und Ihnen, Eminenz, zu verdanken, dass die orthodoxen Rumänen in Deutschland seit 50 Jahren die eigene Kirche mit ordentlichem kanonischem Status haben, dass sie ihren orthodoxen Glauben leben und entfalten und ihre kulturellen und religiösen Traditionen pflegen konnten; denn für jeden von uns, der fern von seinem Heimatland lebt, war und ist die Kirche immer ein Stück Heimat!
Aussprechen möchte ich an dieser Stelle den besonderen Dank dem Nachfolger von Vater Erzpriester Emilian Vasiloschi – unserem ehrwürdigen Vater Erzpriester Dumitru Emanoil Popa.
Lieber Vater Dumitru,
Sie sind seit 40 Jahren treuer Diener Gottes im Dienste der orthodoxen Exil-Rumänen und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Nachbarländern, Frankreich, Schweiz, Österreich, aber auch in Spanien und in Italien, ja sogar bis Australien.
Sie dürfen aussergewöhnlich stolz sein, unter drei Patriarchen und unter drei Bischöfen im Garten des Herrn gedient zu haben. Das schafft nicht jeder!
Ihre Gestalt mag klein sein, die Schritte, die Sie in diesen 40 Jahren unterwegs im Dienst des Herrn und der Menschen gemacht haben, sind riesenartig!
Ob Ihr Nachfolger mit Ihnen Schritt halten oder in Ihre Fussstapel treten kann, Gott allein weiss es.
Es ist auch Ihr Verdienst, wenn die Rumänen in vielen Städten Deutschlands ihre eigenen Kirchengemeinden gründen und unterhalten konnten.
Oft haben Sie mir erzählt, die Arbeit war nicht immer leicht. Oft mussten Sie durch „dick und dünn“ gehen.
Oft mussten Sie Enttäuschungen und Rückschläge hinnehmen.
Sie haben jedoch Ihre Berufung stets ernst genommen. Allen sind Sie alles geworden, wie einst der Heilige Paulus (vgl. 1 Kor 9,22), damit es jedem Rumäne gut ergeht.
Gott allein weiss es, wie oft und wie viel Zeit Sie und Ihre Frau Presbitera Aurica verbracht haben auf verschiedenen Ämtern in verschiedenen Büros – ob Sozialamt, Arbeitsamt, Wohnungsamt, Einwohnermeldeamt, Firmen, Krankenhäusern und, und – , und dies alles im Geiste der Nächstenliebe und der Liebe zu Gott.
Ihr Haus war und ist allen offen! Jeder darf Ihr Gast sein, keiner verlässt Ihr Haus mit leerem Magen!
In den 70er Jahren zeigten Sie sich aufgeschlossen der ökumenischen Zusammenarbeit in Freiburg; ich denke an die Zusammenkünfte in dem Hause des evangelischen Pastors Pfarrer Herrmann Bujard, die auch ich miterlebt habe.
Wer die Anfänge der ACK in Freiburg kennt, darf über Ausmass und Vielfältigkeit ihrer gegenwärtigen Tätigkeit nur staunen. Dass die orthodoxen Christen in Freiburg seit über 20 Jahren über ein Gebetshaus verfügen, ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit.
Auch Sie, Vater Dumitru, gehören neben Herrn Prof. Carl-Gerold Fürst vom Lehrstuhl für Kirchenrecht an der Theologischen Fakultät in Freiburg, dem evangelischen Schuldekan Herrn Pfarrer Karl-Heinz Schirmer, Herrn Manfred Plate, Frau Tatjana Miron und vielen anderen zu den Initiatoren – orthodoxen und nichtorthodoxen Christen und Geistlichen – welche die Arbeitsgemeinschaft Ostkirchen – Freiburg e.V. ins Leben gerufen haben, mit dem Ziel, die Grundlage für ein geistiges Zuhause für die orthodoxen Christen in Freiburg zu schaffen und zu sichern.
Mit Hilfe der Katholischen und der Evangelischen Kirche in Freiburg wurde dieses ursprünglich katholisches Gotteshaus in eine orthodoxe Gebetsstätte umfunktioniert, und mit einer durch und durch rumänischen Ikonostase geschmückt.
Sie, Vater Dumitru, empfinden es beinah als nationalen Stolz, dass alle Ikonen aus der Hand von rumänischen Künstlern stammen.
Lieber Vater Dumitru,
ich glaube, Sie dürfen mit Freude und Zufriedenheit auf die vergangenen 40 Jahre im Dienst des Herrn und der Menschen auf Ihr Lebenswerk zurückblicken.
Ihnen, Vater Dumitru, haben wir zu danken, dass wir heute hier gemeinsam mit unserem Metropoliten Seiner Eminenz Augoustinos von Deutschland versammelt sind und feiern.
Wir schätzen Sie, wir verehren Sie, wir lieben Sie!
Von dieser Stelle aus möchte ich den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Ostkirchen für ihre Unterstützung zum Erhalt dieses Gotteshauses danken, besonders Ihnen, Herrn Pfarrer Karl-Heinz Schirmer (Evangelischer Schuldekan n. n.), für Ihr persönliches Engagement in den vergangenen Jahren zur Vervollständigung der Ikonostase der Kirche Maria Schutz.
Besonderen dank verdienen die Mitglieder der Rumänischen Gemeinde aus Freiburg, die bei Gestaltung dieses Festaktes von heute mit Wort und Tat (das werden wir in Anschluss an den Gottesdienst in dem Gemeindesaal feststellen!) beigetragen haben.
Eure Eminenz, Vater Metropolit,
ich sagte vorher, ein Blick in Vergangenheit bringt Hoffnung für die Zukunft. In meinem Herzen bin ich dessen überzeugt.
Hier in der Kirche Maria Schutz sind orthodoxe Rumänen aus Freiburg und auch anderen entfernten Städten versammelt, um Gott zu loben, Ihn durch jahrhundertalte Gebete anzurufen und Ihm für den Schutz in allen Wirrnissen und Ängsten zu danken.
Sie, Eminenz, waren und sind wie auch die Erzbischöfe vor Ihnen durch Ihr Gebet und durch Ihr Amt für unsere Gemeindemitglieder eine kostbare Hilfe im Alltag.
Die Rumänisch-orthodoxen Gemeinden aus Deutschland sind in besonderer Weise auf Ihre Hilfe angewiesen.
Wir wollen in Treue zur eigenen Kirchengeschichte orthodoxe Christen in der Welt des Abendlandes bleiben, aber auch deswegen, weil wir glauben, dass die Orthodoxie in dem vereinten Europa mehr als eine Hilfe, mehr als ein Wegweiser für die Lösung mancher kulturellen und religiöser Probleme der nahen Zukunft sein kann.
Die Anwesenheit der nicht orthodoxen Christen heute hier, welche die ökumenische Arbeit vor Ort unterstützen und gestalten, beweist, dass auch wir orthodoxe Rumänen aus Freiburg und Umgebung in der zivilen und religiösen Gesellschaft integriert sind, und unseren orthodoxen Glauben und unsere damit verbundene Traditionen leben und bewahren können, und zugleich kraftvoll und zuversichtlich mit Hilfe des Dreieinigen Gottes in die Zukunft schauen dürfen.
Im Namen aller heute hier in dieser Kirche zum Gebet Versammelte danke ich Ihnen, Eminenz, für Ihr Kommen nach Freiburg als Gast unserer rumänischen Gemeinde, und für die Göttliche Liturgie, die wir mit Ihnen feiern durften.
Möge Gott Seine Gnade über uns alle herabsteigen lassen. Amin